UTA
WEHDE
Uta Wehde - Leichte Sprache
Das ist Uta Wehde.
Sie kommt aus Berlin.
Als sie Kind ist erzählt ihre Großmutter:
In der Nazi-Zeit wird Fritz umgebracht.
Weil er eine Behinderung hat.
Er ist der Sohn ihrer Schwester.
Als er stirbt ist er noch ein Kind.
Er ist ein Opfer vom Kranken-Mord.
Uta weiß also schon als Kind:
Es gibt ein Opfer der Nazis in meiner Familie.
Uta Wehde wird erwachsen.
Sie vergisst die Geschichte um Fritz Wehde.
Dann kümmert sie ich um ein jüdisches Opfer der Nazis.
Sie verlegt einen Stolper-Stein für das jüdische Opfer.
Da fällt ihr ein:
In meiner Familie gibt es doch auch ein Opfer.
Der Junge Fritz.
Das ist im Jahr 2013.
Sie erforscht seine Geschichte.
Die Gedenkstätte hilft ihr.
Ihr ist das Wissen um die Geschichte sehr wichtig.
Sie soll nicht vergessen werden.
Darum hilft sie bei der Gedenkstätten-Arbeit.
Sie wird Mitglied im Beirat.
Im Jahr 2025 wird wieder ein Stolper-Stein verlegt.
Diesmal für Fritz.
Vor seinem Wohn-Haus in Horst.
Das ist ein Ort in der Nähe von Hannover.
Das macht sie zusammen mit Dirk Wehde.
Er wohnt da noch.
Er ist Mitglied in einem Verein.
Der heißt:
Omas gegen Rechts.
Dirk und Uta Wehde sind also beide aktiv.
Gegen Behinderten-Feindlichkeit.
Für Menschen-Rechte.
Frage 1: Wie viel MUT brauchte es, sich der Vergangenheit zu stellen?
Es braucht viel Mut.
Für den ersten Schritt.
Ich erinnere die Geschichte von Fritz.
Aber das reicht nicht.
Dann muss man die Wahrheit rausfinden.
Was ist wirklich passiert in der Nazi-Zeit.
Dafür muss man mit der Familie sprechen.
Das ist im Jahr 2013.
Ich kenne damals diesen Teil der Familie nicht.
Ich habe keine Verbindung zu ihnen.
Darum braucht es auch viel Mut den Kontakt aufzunehmen.
Die Familie findet das gut und hilft mir.
Sie beantworten viele meiner Fragen.
Frage 2: Wie hat das Wissen um die Geschichte Ihr Leben verändert?
Im Familien-Baum ist Fritz weit weg von mir.
Darum kenne ich seine Geschwister nicht.
Ich lerne sie durch die Fragen über Fritz kennen.
Dadurch sind wir jetzt nicht mehr fremd.
Wir sind jetzt eine große Familie.
Wir sind jetzt vertraut.
Gemeinsam verlegen wir den Stolper-Stein für Fritz.
Im Jahr 2025.
Die Wahrheit über Fritz zu wissen gibt mir Ruhe.
Und Frieden.
Und ich weiß jetzt:
Orte der Erinnerung sind wichtig.
Gedenkstätten sind wichtig.
Sie sind Orte von Trauer und Frieden.
Frage 3: Was erwarten Sie von Ihren Mitmenschen in Bezug auf den heutigen Umgang
mit diesen NS-Verbrechen?
Ich beobachte:
Es gibt wieder extrem rechtes Denken.
Es gibt wieder eine rechte Partei.
Es gibt wieder Hass und Hetze.
Die Demokratie wird bedroht.
Sie wird vergiftet.
Von Gewalt und rechtes Denken.
Es gibt wieder das rechte Denken:
Menschen sind nicht gleich-wertig.
Es gibt wert-volle Menschen.
Es gibt wert-lose Menschen.
Das macht mich sprach-los.
Ich wünsche mir:
Ich und die anderen um mich sollen dagegen laut sein.
Unsere Stimme erheben.
Nicht schweigen.
Nicht feige sein.
Entscheider sollen:
Gedenkstätten-Arbeit unterstützen.
Erinnerungs-Arbeit bezahlen.
Es soll Geld geben für den Erhalt der Demokratie.
Frage 4: Können Sie "vergeben" und "verzeihen"?
Das ist keine Frage für mich.
Hass führt zu noch mehr Hass.
Darum hasse ich nicht.
Ich will Antwort auf die Frage:
Wieso ist sowas möglich.
Warum haben Ärzte in der Nazi-Zeit Menschen umgebracht.
Ich möchte mehr Forschung zu Tätern.
Damit die Frage beantwortet wird.
Fritz ist 1939 geboren.
Er lebt in der Nähe von Hannover.
Er hat 2 jüngere Geschwister.
Die ganze Familie wohnt in 2 Häusern.
Sie stehen neben-einander und sind gleich.
Sie sind von Zwillingen gebaut.
Es ist der Ur-Groß-Vater von Fritz.
Und sein Bruder.
Darum heißen die Häuser »Zwillings-Häuser«.
Die Familie ist sehr eng.
Und liebevoll.
Es sind keine National-Sozialisten.
Die Eltern sind für die Arbeiter-Partei.
Der Vater ist Maurer.
Fritz hat eine Behinderung.
Bei der Geburt bekommt er nicht genug Luft.
Sein Gehirn wird nicht gut versorgt.
Davon hat er Schäden.
Das Gesundheits-Amt weiß lange nichts von Fritz.
Die Familie passt gut auf ihn auf.
Erst im Juli 1944 muss Fritzchen ins Gesundheits-Amt.
Die Ärztin meldet ihm beim »Reichs-Aus-Schuss«.
6 Wochen später wird Fritz abgeholt.
Die Polizei ordnet es an.
Er kommt in die Kinder-Fach-Abteilung Lüne-Burg.
Gegen den Willen der Eltern.
Fritz ist in Lüneburg sehr traurig.
Er ist wütend und will nach Hause.
Er bekommt ein Medikament zur Beruhigung.
Und er bekommt auch nicht genug zu essen.
Seine Eltern dürfen ihn nur ein einziges Mal besuchen.
Sie schreiben ihm.
Der Arzt antwortet:
Fritzchen ist dumm.
Und er hat Probleme mit dem Bauch.
Er ist sehr schwach.
2 Wochen später stirbt Fritz.
Er ist ein Kind-Opfer vom Patienten-Mord.
Der Arzt schreibt den Eltern:
Fritz ist tot.
Aber er hätte sowieso kein gutes Leben gehabt.
Er hat eine Entzündung im Gehirn gehabt.
Aber das stimmt nicht.
Der Arzt lügt.
Das fällt den Eltern auf.
Sie wissen früh:
Fritzchen ist ermordet worden.
Der Arzt hat ihn umgebracht.
Weil er eine Behinderung hat.
Fritz wird auf dem Fried-Hof der Anstalt beerdigt.
Seine Eltern bekommen keine Fahr-Karte.
Sie können nicht hin-fahren und bei der Beerdigung dabei sein.
Fritz Wehde - Leichte Sprache
Auf dem Foto sind zwei Häuser zu sehen.
In einem davon wohnt Fritzchen Wehde.
Auf diesem Foto sieht man ein kleines Kind in einem Kinder-Wagen.
Und eine Frau. Sie steht daneben.
Beide schauen in die Kamera.
Das ist Fritzchen Wehde mit seiner Tante Wilma.
Auf dem Bild sieht man ein kleines Kind.
Und eine ältere Frau.
Das Kind sitzt auf einem Kissen im Garten.
Die Frau hält das Kind fest.
Es ist Fritzchen Wehde mit seiner Großmutter Minna.
Wir erinnern mutig