Friedrich Daps war der Sohn seines Onkels. Eines Tages wurde Walter auf ihn angesprochen, da dessen Name auf einem Mahnmal auf dem Friedhof in Burgwedel stand. Nachdem Walter erfahren hatte, dass sein Cousin in der Lüneburger »Kinderfachabteilung« Opfer der »Kinder-Euthanasie« geworden war, engagierte er sich für die Umbenennung einer Straße in Burgwedel nach ihm. Als die Presse zu diesem Anlass ein Foto machen wollte, traute sich keiner der Vertreter*innen der Gemeinde und der benachbarten Pestalozzi-Stiftung mit auf das Bild. So standen Walter Daps und die Vertreterin der Gedenkstätte im hohen Schnee alleine unter dem neuen Straßenschild. 2022 wurde ein Stolperstein für Friedrich Daps verlegt, auch dafür setzte sich Walter Daps ein. Anders als noch wenige Jahre zuvor, stand Walter Daps an diesem Tag nicht mehr allein.
Walter
Daps
Friedrich Daps
Friedrich Daps wurde am 4. Oktober 1933 in Isernhagen bei Hannover geboren. Seine Eltern Willi und Alma Daps hatten noch zwei weitere Kinder. Friedrich war der Älteste. Friedrich hatte eine geistige Behinderung und kam am 17. Juli 1937, begleitet von seinem Vater Willi, in die Pestalozzi-Stiftung in Großburgwedel. Da war Friedrich noch keine vier Jahre alt. Warum die Eltern ihn dorthin brachten, ist nicht bekannt. Vermutlich waren die Eltern mit der Behinderung des Sohnes überfordert. Er sollte nur ein paar Tage dort bleiben.
Am 8. August 1937 wurde Friedrich Daps obligatorisch von einem Arzt begutachtet. Der kam zu dem Schluss, dass Friedrich »anstaltsbedürftig« sei. Die Pestalozzi-Stiftung schob Friedrich daraufhin schon wenig später am 10. August 1937 in die Heil- und Pflegeanstalt Langenhagen ab. Über die Eile war die Anstalt verwundert.
In einem Bericht der Stiftung wurde er als »erziehungsunfähig« bezeichnet. Von Langenhagen aus wurde er im März 1938 in die Anstalten der Inneren Mission Rotenburg verlegt. Die wenigen Einträge in Friedrichs Akte aus beiden Anstalten bezeichnen ihn als »schwachsinnig« und »nicht bildungsfähig«. Am 9. Oktober 1941 wurde er gemeinsam mit 137 anderen Kindern aus Rotenburg in die »Kinderfachabteilung« Lüneburg verlegt.
Dort starb Friedrich am 21. März 1942. Er wurde nur acht Jahre alt. Die angebliche Todesursache »angeborener Schwachsinn« und »Lungenentzündung« kann bezweifelt werden. Höchstwahrscheinlich wurde Friedrich in der »Kinderfachabteilung« Lüneburg mit dem Medikament Luminal ermordet.
Telegrafisch wurde der Vater noch am gleichen Tag benachrichtigt, dass der Sohn bereits am Tag darauf um 15.30 Uhr auf dem Anstaltsfriedhof, dem heutigen Friedhof Nord-West, beerdigt werde. An eine Überstellung der Leiche nach Hannover war nicht gedacht. Vielmehr musste das Kind wohl schnell unter die Erde.
Friedrichs Gehirn wurde nach seinem Tod entnommen und zu Forschungszwecken in das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf geschickt. Dort wurde es mit den Gehirnschnitten von elf weiteren Kinder-Opfern aus der Lüneburger »Kinderfachabteilung« siebzig Jahre später aufgefunden. Diese sterblichen Überreste wurden am 25. August 2013 auf dem Nord-West-Friedhof bestattet, auf dem eine Gedenkanlage eingerichtet worden war.
Im Februar 2021 wurde in Großburgwedel eine Straße nach Friedrich Daps in der Nachbarschaft zur Pestalozzi-Stiftung benannt. Im Frühjahr 2022 wurde ihm in Isernhagen vor seinem ehemaligen Zuhause ein Stolperstein verlegt.
Friedrich Daps im Alter von 4 Jahren, Aufnahmefoto der Anstalten der Inneren Mission Rotenburg August 1937.
NLA Hannover Hann. 155 Lüneburg Acc. 56/83 Nr. 218.
Stolperstein für
Friedrich Daps.
ArEGL.
Straßen-umbenennung in Friedrich-Daps-Weg.
ArEGL.
Wir erinnern mutig