marlies
Brüggemann
MarliES Brüggemann - LEICHTE SPRACHE
Das ist Marlies Brüggemann.
Sie hat eine Grofl-Tante.
Das ist Anna Wichern.
Sie wird ermordet.
In der Aktion T4.
Da werden Erkrankte vergast.
In der Nazi-Zeit.
Ihre Oma nimmt sich das Leben.
Auch der Vater von Anna ist erkrankt.
Darum hat die Familie Angst.
Die Familie denkt: Wir sind krank.
Unsere Familie leidet unter krankhafter Traurigkeit.
Das ist bestimmt vererbbar.
Im Jahr 2013 findet Marlies einen Brief.
Aus der Nazi-Zeit.
Da steht drin:
Anna Wichern ist an einer Lungen-Entzündung gestorben.
Und es steht: Heil Hitler in dem Brief.
Darum will Marlies wissen:
Stimmt der Brief.
Sie geht auf die Suche nach der Wahrheit.
So findet sie alles raus.
Frage 1: Wie viel MUT brauchte es, sich der Vergangenheit zu stellen?
Ich hatte viel Kraft.
Ich wollte die Wahrheit wissen.
Darum bin ich zur Gedenkstätte.
Da habe ich die Wahrheit gefunden.
Der Brief ist jetzt da.
Das ist besser.
Es ist der richtige Ort.
Frage 2: Wie hat das Wissen um die Geschichte Ihr Leben verändert?
Die Mutter von Anna hat viel gebetet.
An Gott.
Damit sie wieder gesund wird.
Auf den Knien.
Bis im Fuflboden Dellen waren.
Ich mache das anders.
Ich übernehme Verantwortung.
Frage 3: Was erwarten Sie von Ihren Mitmenschen in Bezug auf den heutigen Umgang mit diesen NS-Verbrechen?
Gedenkstätten und die Aufarbeitung von Verbrechen soll bezahlt werden.
Vom Staat.
Es soll dort Angebote geben für Menschen wie mich.
Mit Nazi-Opfern in der Familie.
Das man uns hilft damit einen Umgang zu finden.
Angst und Trauer zu überwinden.
Das ist auch Heilung.
Frage 4: Können Sie "vergeben" und "verzeihen"?
Das ist ein zu große Frage.
Ich frage:
Wem soll ich verzeihen?
Dem Brief-Schreiber?
Dem Arzt?
Den Beamter in der Verwaltung?
Den Fahrern?
In der Nazi-Zeit sterben viele Millionen Menschen.
Weitere viele ertragen viel Leid.
Ich habe keine Antwort.
ANNA WICHERN - LEICHTE SPRACHE
Anna Wichern ist im Jahr 1896 geboren.
Sie kommt aus Oster-Vesede.
Das ist ein Ort bei Roten-Burg.
Sie hat 5 jüngere Geschwister.
Ihre Eltern sind Bauern.
Sie haben einen eigenen Bauern-Hof.
Dann ist Anna 19 Jahre alt.
Sie ist ohne Grund traurig.
Und sie weint sehr viel.
Und sie will nicht mehr leben.
Sie hat eine seelische Erkrankung.
Die Familie kennt das.
Der Vater von Anna hat auch diese Erkrankung.
Er ist auch oft grundlos traurig.
Weint viel und will nicht mehr leben.
In den Jahren 1916 und 1919 wird sie Patientin.
In einer Anstalt in Lüne-Burg.
Das ist ein besonderes Kranken-Haus.
Die Mutter betet zu Gott.
Sie betet:
Mach dass Anna wieder gesund wird.
Mach dass sie wieder glücklich wird.
Sie betet meistens auf den Knien.
Der Fuß-Boden geht kaputt davon.
So oft betet die Mutter.
Dann wird Anna gesund.
Sie kommt wieder nach Hause.
5 Jahre bleibt Anna gesund.
Dann wird sie wieder krank.
Es ist schlimm.
Ihr geht es sehr schlecht.
Sie weint viel und will nicht mehr leben.
Also kommt sie wieder in die Anstalt
Nach Lüne-Burg.
Diesmal wird sie nicht so schnell gesund.
Im Jahr 1941 wird sie verlegt.
Sie wird ermordet.
In der Aktion T4.
In dieser Aktion werden viele Menschen ermordet.
Das ist am 16. Juni 1941.
In der Tötungs-Anstalt Hadamar.
Ihre Mutter bekommt einen Brief.
Darin steht:
Anna ist verlegt worden.
Weil Krieg ist.
Aber das stimmt nicht.
Sie wird verlegt weil man sie ermorden will.
Als der Brief ankommt ist Anna schon tot.
Dann kommt ein zweiter Brief.
Darin steht:
Anna ist gestorben.
An einer Lungen-Entzündung.
Das ist auch gelogen.
Anna ist vergast worden.
In der Tötungs-Anstalt Hadamar.
Sie ist ein Opfer vom Patienten-Mord.
Die Mutter von Anna ahnt das.
Darum behält sie den Brief.
Es ist ein Beweis:
Anna ist ermordet worden.
In der Aktion T4.
Das ist die Sterbe-Urkunde von Anna Wichern.
Darin steht dass sie am 27. Juni 1941 in der Anstalt Hadamar gestorben ist.
Das ist ein Brief, den Annas Eltern bekommen haben.
Darin steht, dass Anna an Lungen-Entzündung gestorben ist.
Aber das ist falsch.
Sie wurde mit Gas ermordet.
Auch das Datum ist falsch.
Wir erinnern mutig