Volker Marx ist Enkelsohn des Arztes Gustav Marx. Für Volker Marx ist der Großvater zweifelsfrei ein Täter, er selbst ein »Täterenkel« – so heißt auch ein Buch, das er geschrieben hat. Volker Marx geht offensiv mit der Täterschaft in seiner eigenen Familie um. Schon 1985 – als sich das Ende des Krieges 40 Jahre jährte – begann er, das Handeln seines Großvaters zu hinterfragen. Er besucht Gedenkfeiern und ist auch im Kontakt zu anderen »Täterenkel*innen«. Er versucht nicht, die Taten seines Großvaters wiedergutzumachen. Vielmehr ist es ihm wichtig, selbst sichtbar zu sein als ein Enkel, der sich der Vergangenheit stellt.
VOLKER
MARX
Gustav Marx
Gustav Marx betreute die Kinder und Jugendlichen in der Lüneburger »Kinderfachabteilung« an Wochenenden und bescheinigte zahlreiche gewaltsame Tode. Seine Rolle als Tuberkulose-Facharzt ist noch ungeklärt. Belegt sind zahlreiche Fälle, in denen sich Erkrankte erst in der Heil- und Pflegeanstalt Lüneburg tödlich mit Tuberkulose infizierten. 1944 leitete er die »Abteilung Ostarbeiterinnen«. Dort zog er oft eine Übersetzungshilfe hinzu und ordnete im Gegensatz zu seinen Kollegen lebensrettende Behandlungen an. 1953 wurde er pensioniert und starb 20 Jahre später.
"Marx stammte aus Essen. Sein Vater arbeitete für die Industriellen-Familie Krupp. 1914 schloss Marx sein Medizinstudium ab und arbeitete im Ersten Weltkrieg als Feldarzt. 1916 heiratete er die Kaufmannstochter Emilie Boeckling. Nach Kriegsende arbeitete er als niedergelassener Arzt und als Kreiskommunalarzt in Wengern und in Herford im Amt für Volksgesundheit. Am 1. Januar 1936 begann er in der Heil- und Pflegeanstalt Lüneburg. 1933 wurde er Mitglied der NSDAP und trat zehn verschiedenen Parteiorganisationen bei. Im Juni 1940 wurde er vom Kriegsdienst befreit. Gegenüber seinen mordenden Kollegen verhielt er sich loyal.
Gustav Marx' Söhne Theodor Winfried und Hans-Karl Marx, 1937.
ArEGL.
URKUNDE REICHSVERDIENSTKREUZ 2.Klasse
ArEGL.
Wir erinnern mutig