ULRIKE
hAUS
ULRIKE HAUS - LEICHTE SPRACHE
Das ist Ulrike Haus.
Ihre Groß-Mutter Therese Schubert ist ein Opfer des Kranken-Mordes.
Sie ist in der Aktion T4 ermordet.
Da ist der Vater von Ulrike 18 Jahre alt.
Er hat dann keine Eltern mehr.
Sein Vater ist tot als er 3 Jahre alt ist.
Er wird in der Ilmenau gefunden.
Das ist ein Fluss in Lüneburg.
Der Mann von Ulrike ist Lehrer.
Er besucht die Gedenkstätte.
Er fragt nach.
Ist Therese Schubert ermordet worden.
Das wird bestätigt.
Ja, sie ist ein Opfer vom Kranken-Mord.
So erfährt Ulrike es.
Ulrikes Vater ist da schon über 90 Jahre alt.
Er erzählt von früher.
Aus der Zeit mit seiner Mutter.
Auch für Film-Arbeiten.
Dann stirbt er.
Da ist der Film fertig.
Ulrike Haus ist aktiv in der Gedenkstätte.
Sie ist Mitglied und hilft bei vielen Aktionen.
Frage 1: Wie viel MUT brauchte es, sich der Vergangenheit zu stellen?
Ich wusste es nicht sicher.
Ich habe das alles immer geahnt.
Dann war die Wahrheit da.
Das war ein Schock.
Das tat sehr weh.
Es braucht viel Mut.
Sich nicht weg-drehen.
Hin-gucken.
Frage 2: Wie hat das Wissen um die Geschichte Ihr Leben verändert?
Die Verbrechen in der Nazi-Zeit sind nicht meine Geschichte.
Das hat mit mir nichts zu tun.
Das denke ich viele Jahre.
Plötzlich ist das anders.
Das Nazi-Opfer ist in meiner eigenen Familie.
Aber in meiner Familie sind auch andere Menschen.
Mensch die mitgemacht haben.
Darum habe ich gelernt:
Schau genau hin.
Prüfe dein eigenes Handeln.
Ist es gut oder nicht gut für andere.
Und für diese Welt und das Miteinander.
Frage 3: Was erwarten Sie von Ihren Mitmenschen in Bezug auf den heutigen Umgang
mit diesen NS-Verbrechen?
Wir müssen hingucken:
Was haben die Nazis gemacht.
Wozu sind Menschen in der Lage.
Dafür braucht es Begleitung.
Und Orte an denen das geht.
Darum sollen Gedenkstätten Geld bekommen.
Und Lehrer sollen zu Gedenkstätten fahren.
Mit ihren Schülern.
Frage 4: Können Sie »vergeben« und »verzeihen«?
Darüber habe ich noch nie nachgedacht.
Die meisten Mörder haben sich raus-geredet.
Oder haben gesagt: Das war ich nicht.
Oder ich bin nicht schuld.
Oder ich habe gemacht was ich musste.
Aber das stimmt nicht.
Wir müssen genau hingucken.
Auch heute.
In Zukunft wird man uns fragen:
Warum hast du nichts gegen Armut und Hunger gemacht.
Warum hast du nichts gegen Nazis gemacht.
Warum hast du nichts gegen den Klima-Wandel gemacht.
Das müssen wir dann beantworten.
Therese Keck ist im Jahr 1887 geboren.
Sie kommt aus Lüne-Burg.
Sie wohnt in der Frieden-Straße 10.
Therese wird von allen Resi genannt.
Der Vater von Resi ist Maurer-Meister.
Die Mutter ist Haus-Frau.
Sie hat 2 ältere Schwestern.
Ihre Namen sind Christine und Frieda.
Mit 26 Jahren lebt Resi einige Monate in Amerika.
Dort passt sie auf Kinder auf.
Sie mag Kinder sehr gerne.
Nach Amerika macht sie eine Aus-Bildung zur Kinder-Gärtnerin.
Sie lernt auch ihren Mann Heinrich Schubert kennen.
Heinrich arbeitet als Bau-Direktor bei der Stadt Lüne-Burg.
Resi und Heinrich heiraten im Jahr 1920.
Die beiden haben 2 Söhne:
Jürgen und Theo.
6 Jahre nach der Hochzeit stirbt der Mann von Resi.
Resi verkraftet den frühen Tod ihres Mannes nicht.
Resi ist sehr traurig und macht komische Sachen.
Sie kann nicht mehr arbeiten.
Sie kann sich auch nicht mehr um ihre Söhne kümmern.
Nach 6 Jahren kommt Resi in ein Heim.
Sie bleibt dort nur 4 Wochen.
Zuhause kann sie auch nicht sein.
Sie kommt nicht zur Ruhe.
Sie ist sehr nervös.
Darum kommt Resi in die Anstalten in Lüne-Burg und Uelsby.
Ein Arzt gibt ihr die Diagnose »Realitäts-Verlust«.
Im Jahr 1936 kommt Resi zurück in die Anstalt in Lüne-Burg.
Theo will seine Mutter besuchen.
Seine Tante Christine gibt ihm Sachen für Resi mit.
Aber Theo hat Angst.
Er gibt die Sachen beim Pförtner ab.
Danach sieht er seine Mutter nie wieder.
Im April 1941 wird Resi in eine Tötungs-Anstalt gebracht.
Dort wird sie mit Gas ermordet.
Die Familie lässt die Urne von Resi nach Lüne-Burg bringen.
Sie wird auf einem Fried-Hof in Lüne-Burg beerdigt.
Theo kümmert sich lange Zeit um das Grab.
Dann soll das Grab auf-gelöst werden.
Dafür wird ein Schild auf dem Grab auf-gestellt.
Theo nimmt das Schild immer wieder heraus.
Das Grab von seiner Mutter soll bleiben.
Nun bleibt das Grab von Resi für immer erhalten.
Denn es ist ein Grab von einem Opfer von Krieg und von
Gewalt-Herrschaft.
Die Familie von Resi kann das Grab darum heute noch besuchen.
Es gibt ein Schild am Grab.
Darauf steht die Geschichte von Resi.
Und es gibt einen Stolper-Stein.
Er liegt in der Schiller-Straße 5 in Lüne-Burg.
THERESE SCHUBERT - LEICHTE SPRACHE
Das ist ein Gruppen-Foto von Schülern.
Sie sind angehende Erzieherinnen.
Sie lernen den Umgang mit Kindern.
Ganz rechts steht Therese Schubert.
Das Foto ist von 1914.
Das ist schon 110 Jahre her.
Das ist Therese und ihr Mann Heinrich.
Das ist ihr Hochzeits-Foto.
Es ist von 1920.
Das ist über 100 Jahre her.
Das sind Jürgen und Theo.
Es sind die Söhne von Therese.
1936 ist Therese wieder in der Anstalt in Lüneburg.
Theos Tante schickt in in die Anstalt.
Damit er seiner Mutter Kuchen bringt.
Aber Theo hat Angst.
Er gibt die Sachen beim Pförtner ab.
Irgendwann wird Therese in die Tötungs-Anstalt geschickt.
Deswegen sieht Theo seine Mutter nie wieder.
Das ist ein Dokument aus einer Kranken-Akte.
Es ist die Akte von Therese Schubert.
Darin steht dass Therese krank ist.
Und in einer Anstalt wohnen muss.
Therese ist auf dem Zentral-Friedhof in Lüneburg begraben.
Das ist ihr Grab-Stein.
Sie ist zusammen mit ihrem Ehe-Mann begraben.