MAGDA
WAJSEN
MAGDA Wajsen - LEICHTE SPRACHE
Das ist Magda Wajsen.
Sie kommt aus Polen.
Sie hat einen Opa.
Er ist Zwangs-Arbeiter.
In der Nazi-Zeit.
Er überlebt ein Konzentrations-Lager.
Es ist das Lager in Hamburg-Neuengamme.
Magda reist jedes Jahr nach Hamburg.
Sie besucht die Gedenkstätte Neuengamme.
Ihre Cousine bekommt Unterlagen.
Über den Bruder von Magdas Opa.
Das ist im Jahr 2023.
Der Bruder vom Opa heißt Franciszek Wajsen.
Die Unterlagen kommen aus einem Archiv.
Sie sind auf Deutsch.
Magda kann sie nicht lesen und verstehen.
Sie kann kein Deutsch.
Darum geht sie nach Neuengamme.
Sie sagt:
Ich brauche Hilfe.
Man sagt ihr:
Gehe nach Lüneburg.
Franciszek ist in der Anstalt in Lüneburg gestorben.
Das weiß die Familie nicht.
Die Familie denkt:
Franciszek ist im Lager gestorben.
Aber das ist falsch.
Er ist in der Anstalt ermordet worden.
In Lüneburg.
Magda besucht sein Grab.
Auf dem Fried-Hof liegt ein Grab-Stein mit seinem Namen.
2 Jahre später findet die Lüneburger Gedenkstätte heraus:
Im Grab kann jemand anderes liegen.
Magda fragt sich:
Wo liegt Franciszek.
Frage 1: Wie viel MUT brauchte es, sich der Vergangenheit zu stellen?
Vor 11 Jahre finde ich die Geschichte meines Opas heraus.
Das macht mich traurig und tut weh.
Jetzt kenne ich die Geschichte von seinem Bruder.
Das macht mich noch trauriger.
Es tut noch mehr weh.
Weil er nicht überlebt hat.
Er wurde ermordet.
Ich kann darüber kaum sprechen.
Das braucht MUT.
Das braucht Kraft.
Darum sollen alle Zuhörer respekt-voll sein.
Frage 2: Wie hat das Wissen um die Geschichte Ihr Leben verändert?
Am Anfang bin ich geschockt.
Ich kann es nicht glauben.
Ich habe viele Fragen.
Wo genau ist er gestorben?
Was ist mit ihm passiert?
Dann will ich allen seine Geschichte erzählen.
Weil er ein Teil meiner Familie ist.
Frage 3: Was erwarten Sie von Ihren Mitmenschen in Bezug auf den heutigen Umgang mit diesen NS-Verbrechen?
Ich bin wütend.
Ich bin enttäuscht.
80 Jahre lang kenne ich nicht die Wahrheit.
Dann finde ich das Grab.
Jetzt liegt er vielleicht doch nicht da.
Ich will:
Das soll untersucht werden.
Alle Tests sollen bezahlt werden.
Jeder Tote muss gefunden werden.
Und ein Kriegs-Grab erhalten.
Frage 4: Können Sie "vergeben" und "verzeihen"?
Wie verhalte ich mich gegenüber den Tätern.
Das frage ich mich.
Wenn sie noch leben würden:
Ob ich ihnen dann verzeihen könnte.
Ich weiß:
Ich würde mich nicht rächen.
Ich kann niemanden verletzen.
Es gibt Familien der Täter.
Sie schämen sich.
Oder sie vergessen.
Aber sie sollen nicht vergessen.
Was die Vorfahren gemacht haben.
Franciszek Wajsen kommt aus Hrubieszów in Polen.
Er hat einen älteren Bruder und 3 jüngere Brüder.
Sein älterer Bruder überlebt den Krieg.
Er arbeitet als Übersetzer in Frankreich.
als Übersetzer in Frankreich.
Ein jüngerer Bruder verschwindet plötzlich.
Die Familie denkt:
Er ist erschossen worden.
Die Brüder Kazimierz und Franciszek Wajsen sind
Zwangs-Arbeiter.
Das ist im Mai 1942.
Die Nazis bringen die beiden nach Hamburg.
Franciszek versucht wegzulaufen.
Kazimierz geht heimlich zu einer Versammlung.
Die Nazis bestrafen die beiden dafür.
Sie kommen
in 2 verschiedene Arbeits-Erziehungs-Lager.
Sie müssen Zwangs-Arbeit machen.
Dann kommt Kazimierz ins KZ Neuengamme.
Er überlebt und wird im Mai 1945 befreit. Franciszek Wajsen schafft die Zwangs-Arbeit nicht.
Er wird krank.
Er kommt in das Universitäts-Klinikum
in Hamburg-Eppendorf.
Aber er wird nicht gesund.
Der Arzt sagt:
Franciszek ist zu krank zum Arbeiten.
Darum soll er zurück nach Polen.
Das schreibt der Arzt in diesem Brief
an das Arbeits-Amt in Hamburg.
Das Arbeits-Amt ist einverstanden.
Aber Franciszek kommt nicht nach Hause.
Es wird kein Zwangs-Arbeiter mehr nach Hause geschickt.
Das wird 1942 entschieden.
Franciszek Jozef Wajsen
LEICHTE SPRACHE
Das ist ein Ausweis-Dokument
von Franciszek Wajsen
aus dem Jahr 1945.
Kazimierz Wajsen (2. v. l.?) mit Kameraden aus der Zwangsarbeit, vor April 1944, Hamburg.
Privatbesitz Magda Wajsen.
Brief von Hans Follstich an das Arbeitsamt Hamburg vom 4.12.1942.
Arolsen Archives.
Haftliste polnischer Zwangsarbeiter, die aus dem Gerichtsgefängnis Cuxhaven anderen Haftorten überstellt wurden, 1944.
Arolsen Archives.
Wir erinnern mutig